Hast du dich schon immer gefragt, warum du so reagierst, wie du reagierst, wenn dein Kind Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben hat? Warum löst es eine so starke emotionale Reaktion in dir aus, wenn du siehst, dass dein Kind zu Hause sitzt und sich weigert zu lesen oder zu schreiben, oder sogar weint, weil es immer wieder Misserfolge erlebt? In diesem Artikel wollen wir uns damit auseinandersetzen, wie unsere eigenen Kindheitserfahrungen unseren Umgang mit den Lernschwierigkeiten unserer Kinder beeinflussen können.
Die Macht der Kindheitserfahrungen
Unsere Kindheit prägt uns auf vielfältige Weise und hinterlässt tiefe Spuren in unserer Psyche. Wenn wir als Kinder Situationen erlebt haben, in denen wir uns gedemütigt oder beschämt gefühlt haben, können diese Gefühle auch im Erwachsenenalter noch sehr präsent sein. Unsere eigenen Ängste und Unsicherheiten werden in bestimmten Situationen wieder aktiviert, besonders wenn es um die Bildung und Entwicklung unserer eigenen Kinder geht.
Die Wiederauflebung alter Wunden
Wenn wir sehen, dass unser Kind mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, die wir als Kind hatten, kann dies alte Wunden wieder aufreißen. Die täglichen Frustrationen und Misserfolge unseres Kindes können uns in die Vergangenheit zurückversetzen, wo wir selbst vielleicht mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten. Diese Wiederauflebung alter Gefühle kann uns überwältigen und uns daran hindern, angemessen auf die Bedürfnisse unseres Kindes einzugehen.
Der Drang nach Anerkennung
Ein zentraler Aspekt in diesem Zusammenhang ist der menschliche Drang nach sozialer Anerkennung. Als Kind sehnten wir uns nach Zustimmung und Lob von unseren Eltern, Lehrern und Gleichaltrigen. Diese Sehnsucht nach Anerkennung kann sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Wenn wir sehen, dass unser Kind Schwierigkeiten hat, fürchten wir oft, dass es in der Schule oder in der Gesellschaft nicht anerkannt wird. Dies verstärkt unsere eigene Angst und Unsicherheit.
Die Übertragung auf unser Kind
Die starken Emotionen, die wir aufgrund unserer eigenen Kindheitserfahrungen empfinden, können sich unbewusst auf unser Verhalten gegenüber unserem Kind auswirken. Wenn wir beispielsweise überreagieren oder unsere Frustration an unserem Kind auslassen, kann dies die bereits bestehenden Schwierigkeiten noch verschlimmern. Unbewusst übertragen wir unsere eigenen Ängste und Unsicherheiten auf unser Kind, was zu einem Teufelskreis führen kann.
Den Kreislauf durchbrechen
Um unseren Kindern zu helfen, ihre Lernschwierigkeiten zu überwinden, müssen wir zunächst unsere eigenen Kindheitserfahrungen reflektieren und verarbeiten. Hier sind einige Schritte, die uns dabei helfen können:
- Selbstreflexion: Nehmen wir uns Zeit, um unsere eigenen Emotionen und Reaktionen auf die Lernschwierigkeiten unseres Kindes zu analysieren.
- Unterstützung suchen: Es ist wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es durch Therapie oder Beratung, um alte Wunden zu heilen.
- Neue Perspektiven entwickeln: Lernen wir, die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Unser Kind ist nicht wir, und seine Erfahrungen sind einzigartig.
- Empathie und Geduld: Zeigen wir unserem Kind, dass wir für es da sind, unabhängig von seinen Lernfortschritten. Geduld und Empathie können den Heilungsprozess unterstützen.
Fazit
Unsere eigenen Kindheitserfahrungen haben einen starken Einfluss auf unseren Umgang mit den Lernschwierigkeiten unserer Kinder. Es ist wichtig, sich dieser Einflüsse bewusst zu werden und aktiv daran zu arbeiten, alte Wunden zu heilen und den Teufelskreis zu durchbrechen. Indem wir uns selbst reflektieren, Unterstützung suchen und neue Perspektiven entwickeln, können wir unseren Kindern die bestmögliche Unterstützung bieten, um ihre eigenen Herausforderungen zu bewältigen und erfolgreich zu sein.