Marina Rubbel – Stark mit Legasthenie
„Die Mittel sind da“: Wie wir Legasthenie den Raum geben können – jetzt in der neuen Folge Potenzialfrei?!-Podcast
In Martinas Worten liegt eine einfache, aber wichtige Botschaft: ‚Mein Wunsch ist, dass man es uns Legasthenikern auch einfach mal leicht macht – die Mittel sind doch da!‘
Trotz der vielen Herausforderungen und des Mobbings, dem sie ausgesetzt war, verliert Martina nicht den Glauben daran, dass ein unkomplizierter Umgang mit Legasthenie möglich ist. In der neuesten Folge des Potentialfrei?!-Podcasts erzählt sie offen von ihren Erfahrungen im Alltag, in der Schule und am Arbeitsplatz.
Neben der direkten, individuellen Unterstützung zur Bewältigung der Herausforderungen mit Legasthenie/Lese-Rechtschreib-Störung im Duden Institut International-Online ist es mir wichtig, zu ermutigen, dieses Thema zu enttabuisieren. In offenen Gesprächen mit anderen Betroffenen in meinem Potenzialfrei!? Podcast zeigt sich, dass Legasthenie eine Variation des menschlichen Lernens ist. Wenn die Vielfalt der Lernstile und -bedürfnisse berücksichtigt wird, ebnet dies den Weg für ein selbstbestimmtes Leben.
Martinas Geschichte ist ein Aufruf, Verständnis und Unterstützung für Legastheniker zu zeigen. Denn ja, die Mittel für einen respektvollen Umgang sind längst vorhanden – es liegt an uns, sie anzuwenden. Hören wir hin und machen wir es Legasthenikern leichter!
Ich möchte nicht, dass noch mehr Kinder so leiden müssen wie ich, nur weil wir Legastheniker sind." – Martina Rubbel
Eine Kindheit im Schatten der Legasthenie
Martina Rubbels Weg war von Beginn an ein steiniger. Schon als kleine Martina litt sie unter den Folgen ihrer Legasthenie. Im eigenen Umfeld wurde sie dafür geschlagen, gedemütigt und als „Faultier“ und „dumm“ beschimpft. Der Druck, dem kleinen Mädchen auferlegt wurde, war enorm.
Doch nicht nur im familiären Kreis erfuhr Martina Ablehnung. Auch in der Schule wurde sie zur Außenseiterin gemacht. Lehrer gaben offen zu, dass sie die Legasthenikerin lediglich „ans Fließband stellen“ wollten. Das Nicht-Lesen und -Schreiben-Können löste bei Mitschülern Häme und Anfeindungen aus. Der Schulbesuch wurde zur täglichen Tortur.
Erste Lichtblicke im Berufsleben
Endlich schien sich Martinas Lage zu bessern, als sie nach der Schulzeit in den Beruf starten konnte. Ein verständnisvoller Malermeister überzeugte sich von ihren Fähigkeiten und gab der jungen Frau eine Chance als Schriftenmalerin – ganz ohne auf ihr Zeugnis zu schauen
Erneute Rückschläge durch Mobbing
Dieser erste Lichtblick am Karrierehimmel währte jedoch nicht lange. Von Job zu Job erlebte die mittlerweile ausgebildete junge Frau immer wieder Diskriminierung. Mobbing-Attacken von Kollegen und Vorgesetzten verfolgten sie. Sogar ihre Legasthenie-Diagnose wurde als „Schutzbehauptung“ und Faulheit abgetan. Frustriert und verletzt gab Martina schließlich auf.
Meine Herzensangelegenheit ist es, mit meiner Geschichte die Probleme der Kinder, die unter LRS leiden, für alle sichtbar zu machen.
Die Initialzündung für neuen Mut
Einen Neuanfang wagte Martina, als sie den Schauspieler Manuel Cortes dabei sah, wie er offen über seine Legasthenie sprach. Diese Offenheit war es, die sie ermutigte, ihr Handicap nicht länger zu verstecken. Martina outete sich ebenfalls öffentlich als Legasthenikerin und nutzte fortan ihre Stimme, um anderen Betroffenen zu helfen und Mut zu machen – schließlich hatte sie allen Widrigkeiten zum Trotz sehr viel erreicht.
Der Comic als Schlüssel zur Selbstfindung
Durch die Produktion eines Comics, in dem sie ihre Leidensgeschichte niederschrieb und illustrierte, gelang es ihr, traumatische Erlebnisse aufzuarbeiten. Sie erkannte Ursachen für Ängste und Blockaden. Ein befreiendes Gefühl beschlich sie, als sie plötzlich in der Lage war, öffentlich vorzulesen.
Ein Therapieprogramm im Rahmen der Dokuserie „Buchstäblich Leben“ untermauerte diesen Prozess der Selbstannahme. Martina erlangte Strategien, um mit ihrer Legasthenie umzugehen. Heute engagiert sie sich als „Lesepatin“ und möchte Kindern mit Legasthenie jenes Leid ersparen, das sie selbst durchmachen musste.
„Macht es uns leicht – die Mittel sind da“
Die aktuelle Podcast-Folge „Potenzialfrei?!“ setzt Martinas bewegende Historie ins Rampenlicht. Ihr Appell ist eindringlich: Mehr Verständnis, Unterstützung und Inklusion für Legastheniker, damit niemand mehr solch eine Odyssee des Leids durchleben muss. Denn eins ist klar: „Wir haben die Mittel dafür. Also nutzen wir sie endlich!“, so Martinas dringender Aufruf. Apps, Programme und auch Verständnis sind schließlich keine Erfindung der Neuzeit – schon lange ist es möglich, Legasthenikern im Alltag einfachste Mittel zur Unterstützung bereitzustellen, doch verstaubte Ansichten in Schule und Beruf machen allen das Leben unnötig schwer.